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Blume des Jahres 2023 - Die Kleine Braunelle

Blume des Jahres 2023

Foto: Julian Denstorf

Für blüten­bunte Rasen, Weiden, Wiesen und Weg­ränder

Prunella vulgaris

Es ist eine besorgnis­erregende Entwicklung: Selbst robuste Wildblumen, die früher häufig zu finden waren, kommen mittler­weile immer seltener vor. Mit der Wahl der Kleinen Braunelle (Prunella vulgaris) zur 44. Blume des Jahres möchte die Loki Schmidt Stiftung auf den schleichenden Verlust heimischer Wild­pflanzen aufmerksam machen und zum Erhalt artenreicher Weiden, Wiesen, Rasen und Wegränder aufrufen. Aktuell sammelt die Stiftung Spenden, um schonend genutzte Wiesen im Wendland kaufen und als Lebensraum bedrohter Arten dauerhaft schützen zu können.

Prunella vulgaris gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblüten­gewächse (Lamiaceae) und besiedelt Wiesen, Weiden, Rasen und Wegränder. Sie breitet sich mit Kriech­trieben in ihre direkte Umgebung aus und bleibt mit einer Größe von 5-25 cm eine eher kleine Pflanze. Die vielen kleinen blauvioletten Einzelblüten, die gedrängt am Ende des Sprosses sitzen, bieten während der langen Blütezeit von Juni bis Oktober Nektar und Pollen. Insbesondere Hummeln und Wildbienen sowie mindestens 18 Schmetterlings­arten finden hier Nahrung. Der Trivialname „Braunelle“ bezieht sich auf die braune Farbe der verblühten Kelchblätter, die die blauvioletten Kronblätter umschließen und den Blütenstand wie einen kleinen Tannenzapfen aussehen lassen.

Die Kleine Braunelle ist relativ „hart im Nehmen“: Sie überlebt ähnlich wie das Gänse­blümchen in gemähten Rasen und toleriert auch den Fraß und Tritt durch Vieh auf Weiden. Dennoch sind die Bestände dieser robusten Art in mehreren Regionen Deutschlands in den letzten Jahrzehnten zurück­gegangen (Quelle: FloraWeb des Bundesamtes für Naturschutz).

Durch zu häufiges Mähen in der Landwirtschaft, in Gärten, Parks und an Wegrändern hat die Kleine Braunelle zu wenig Zeit, um zu wachsen und Blüten und Samen ausbilden zu können. Auch die Unkraut­bekämpfung durch Herbizide und mechanische Verfahren führt zu einem Rückgang der Kleinen Braunelle und anderer Wild­pflanzen. Die größte Gefährdungs­ursache für die Kleine Braunelle ist der hohe Eintrag von Stickstoff in die Umwelt durch das Ausbringen von Dünger und Gülle, durch Futtermittel-Importe, Verbrennungs­prozesse in der Industrie, Verkehrs­abgase und Abwasser. Zahlreiche Lebens­räume sind überdüngt. Stickstoff­liebende, hochwüchsige Pflanzen wie Brennnessel und Ampfer profitieren von diesen Lebens­bedingungen und verdrängen die kleineren Wildblumen aus ihren Lebens­räumen. Laut Bundesamt für Naturschutz werden die hohen Nährstoff­einträge in die Umwelt bei der Hälfte der in Deutschland gefährdeten Pflanzen­arten als wesentliche Ursache für den Bestands­rückgang verantwortlich gemacht.

Mit der Wahl der Kleinen Braunelle zur „Blume des Jahres 2023“ möchte die Loki Schmidt Stiftung ein Zeichen setzen und sich zum einen für den Erhalt artenreicher Wiesen und Weiden stark machen und zum anderen das Verantwortungs­bewusstsein jedes Einzelnen für die Natur erhöhen. Denn auch auf kleinen Flächen, im eigenen Garten, zwischen Wohn­gebäuden oder an Wegrändern kann man einen Beitrag für den Artenschutz leisten, indem man seltener mäht und auf den Einsatz von Düngemitteln und Herbiziden verzichtet. Wer die Kleine Braunelle im Garten oder auf dem Balkon aussäen möchte, kann bei der Stiftung die Samen­postkarte zur Blume des Jahres 2023 bestellen. Aktuell sammelt die Stiftung Spenden, um artenreiche Wiesen im Wendland dauerhaft für die Natur erhalten zu können. Die Wiesen bei Reddebeitz haben die Intensivierung der Land­wirtschaft der letzten Jahrzehnte weitgehend unbeschadet überstanden. Sie sind Relikte alter Kultur­landschaft mit großem Pflanzenarten­reichtum, eingefasst von Hecken und Eichen, in denen unter anderem Rotmilan, Goldammer und Neuntöter brüten.

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